1mitDir
  • Home
  • Home
Search by typing & pressing enter

YOUR CART

6/2/2013 0 Kommentare

Auf "Du und Du" mit dir selbst..

Bild
"Liebes Unterbewußtsein,

wir kennen uns ja schon ewig. Seit  ich auf der Welt bin, begleitest Du mich. Keiner ist mir so nah wie Du, aber irgendwie bist Du mir immer ein bißchen fremd geblieben. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass wir nur nebeneinanderher leben - ich da draußen, Du da drinnen. Wir sind wie ein altes Ehepaar, dass sich über die Jahre voneinander entfernt hat. Dabei weißt Du alles Mögliche von mir. Du weißt, was ich tue, was ich träume, was ich denke. Du erinnerst Dich daran, dass ich als Achtjährige heimlich Abflussfrei auf die Rosenbeete der Nachbarn gekippt habe. Du hast sämtliche Spanisch-Vokabeln verschlampt, die ich mir in der Volksschule mühsam antrainiert hatte, und Du stehst grinsend daneben, wenn mir die neue Lehrerin meines Sohnes über den Weg läuft und ich ihren Namen genau in diem Moment vergesse, in dem ich "Hallo, Frau .." sage. Es heißt, Du bist so etwas wie der Archivar in meinem Kopf. Du entknotest das tägliche Gedanken-Wirrwarr, bei Dir laufen die Infos zusammen. Alles, was ich jemals erlebt habe, alle großen Erfolge und kleinen Niederlagen und sämtliche Gefühle, die ich dabei hatte. Du speicherst das Einmaleins genauso wie die Altherrenwitze meines Onkels. Du merkst Dir die Angst, die ich hatte, als meine Schwester mich mal im Schrank einsperrte, und Du weißt noch, wie mein erster Freund roch. Du hast eine Menge zu tun, das muss ich zugeben. Tausende von Eindrücken, täglich, und alles ohne Computer. Kein Wunder, dass Du Dir da ein paar Tricks einfallen lassen musst. Den Autopiloten zum Beispiel. Der übernimmt alle Jobs, bei denen ich nicht nachdenken muss: Zähne putzen, staubsaugen, den Weg zur Arbeit finden. Leider ist der es auch, der meine Hand immer wieder in die halbvolle Chipstüte greifen lässt. Und wo ich schon mal beim Kritisieren bin, kann ich Dir auch gleich sagen, dass Dein Ordnungs- und Ablagesystem nicht immer einwandfrei funktioniert. Da sitze ich etwa beim Friseur und will die Kopfmassage genießen - geht aber nicht, weil Du mir Gedanken schickst, auf die ich gerade überhaupt keine Lust habe: die unerledigte Post im Arbeitszimmer, mein vermisster Autoschlüssel oder der Husten, den der Kleine nun schon seit Wochen hat. "Nicht  jetzt",  fauche ich Dich innerlich an, aber das interessiert Dich nicht. Du hast schon immer Dein Ding gemacht, egal, ob es mir gerade passt oder nicht. Aber anders als ein Ehepaar, das sich trennen  kann, müssen wir zwei es noch eine Weile miteinander aushalten. Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, aus unserer Zweckgemeinschaft eine Liebesbeziehung zu  machen - keine Sorge, mein Mann wird nichts erfahren. Oder doch? Vielleicht merkt er, dass ich plötzlich irgendwie glücklicher und entspannter bin. Vielleicht wird er sich wundern, dass ich ein bisschen selbstsicherer durchs Leben gehe, weil ich jetzt einen starken Partner mehr habe, auf den ich mich verlassen kann. Versuchen sollten wir es miteinander. Denn seien wir mal ehrlich: Wir beide, wir können doch gar nicht ohne einander..."

(gelesen in der FÜR SIE Ausgabe 23/2012)

0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Autor

    Stefanie

    Archiv

    Februar 2013
    Januar 2013
    November 2012
    Oktober 2012
    September 2012
    Juli 2012
    Mai 2012
    April 2012
    März 2012
    Februar 2012
    Dezember 2011
    Oktober 2011

    Kategorien

    Alle 1mitDir Kreativ 1mitDir - Kreativ Youtube Videos

    RSS-Feed

Von Erstellen Sie mithilfe anpassbarer Vorlagen Ihre eigene, einzigartige Webseite.